Franz Groiß

 

Der Struwwelpeter als Endprodukt der Bilderbuchentwicklung

 

Kommt in einem Gespräch Erwachsener die Rede auf die Figur des Struwwelpeters, so stellt die erste Resonanz nicht die Zuordnung zu den Bilderbüchern, sondern der Verweis auf die eigene Kindheit dar. Das hängt sicherlich nicht so sehr mit der Popularität dieses Buches als vielmehr mit seiner vielleicht rational nicht so ganz erklärbaren Wirkweise zusammen. Das leitet zu der Frage nach der Entstehung, Herkunft und Zweck des Bilderbuches, als dessen Archetyp die Geschichte vom Struwwelpeter gilt, über.

 

Den ersten „Bilder“-Büchern kam die Aufgabe zu, dem ungeübten erwachsenen Leser Lesen und Begreifen zu vermitteln. Das heutige Bilderbuch hingegen meint ein reich illustriertes Buch, das speziell für Kinder gemacht wurde oder in Kinderstuben benutzt worden ist, wobei ein besonderes Kennzeichen die Gleichrangigkeit von Wort und Bild darstellt. In dieser Form existiert das Kinderbuch seit dem 19. Jhdt. Als Vorläufer beider Gruppen sind Bücher religiösen Inhalts, die ABC-Büchlein sowie Fabelbücher zu nennen.

 

Die frühesten Nachweise der wenigen, für Kinder und Jugendliche erstellten Bücher, sind aus dem 15. und 16. Jhdt. bekannt geworden und waren Bücher mit religiösem Inhalt: Geschichten aus der Bibel, Heiligen- und Märtyrerlegenden, die mit Holzschnitten illustriert waren. Erst als neben dem Adel und der Geistlichkeit immer mehr auch der gehobene Bürgerstand in den Besitz der Lese- und Schreibfertigkeit gelangte, stieg die Nachfrage von leicht erschwinglichen Druckwerken an. Verleger und Verfasser kamen zur Ansicht, daß gerade für Kinder die Illustrationen eine notwendige und den Leseeifer fördernde Buchbeigabe bedeuten. Das führte dazu, daß schon am Ende des 17. Jhdts. Eine ganze Reihe von Bilderbibeln erschien, wobei immer stärker der Kupferstich verwendet wurde. Sprachduktus und Illustrationsstil lösten sich zunehmend von der noch in der Frühzeit dominierenden kirchlichen Auffassung. Die barocke Ausprägung des Buches erfolgte um ein halbes Jahrhundert zeitverschoben und verlor sich erst im 19. Jhdt. Zu ihren Kennzeichen gehörten Verschnörkselungen, schwülstige Sprache und verkrampfte Satzbildungen. Gruppen- wurden Einzeldarstellungen vorgezogen und Themen des Alten Testaments boten aufgrund dramatischer Kampfszenen beliebtere Bildthemen. Als Vorläufer heutiger Kinder- und Bilderbibeln gilt jene des Erfurter Magisters Chr. H. Kratzenstein aus dem 18. Jahrhundert. Aufgrund des Einflusses der reformatorischen Bibelstürmerei waren protestantisch beeinflußte Kinder- und Jugendschriften sparsamer illustriert.

 

Die zweite Gruppe auf dem Weg zum heutigen Bilderbuch stellen die ABC-Büchlein als Vorläufer der späteren in der Schule verwendeten Fibeln dar. Sie wurden in den neben den Klosterschulen entstandenen Elementarschulen, wo dem einfachen Volk Lesen und Schreiben vermittelt wurde, verwendet. Den ABC-Büchlein gingen kleine Täfelchen mit Einzelbuchstaben voraus, bevor sie mit einem der kindlichen Welt entnommenen Symbol kombiniert wurden. Bis zur Mitte des 18. Jhdts. War ihr Ziel die Glaubensunterweisung, unterstützt durch Holzschnitte. Auf die barocken Darstellungen folgten durch die Romantik bedingt gemütvolle und innige Illustrationen.

 

Mit den seit dem 15. Jahrhundert bekannten, jedoch erst im 17. Jhdt. In größerem Ausmaß erschienen illustrierten Fabelbüchern ist der letzte Vorläufer des Kinderbilderbuches genannt. Besonders Äsopische Fabeln werden gerne verarbeitet bzw. als Beispiele belehrender Erzählungen verwendet.

 

Um die Mitte des 17. Jhdts. Entwickelte sich eine neue Buchkategorie, die des Sachbuches. Sie übernahm bald die führende Rolle im Bereich der Jugendschriften des 18. und 19. Jhdts. Hier muß das bekannteste Sachbuch, der Orbis pictus sensualium (= die sichtbare Welt …) des Johann Amos Comenius genannt werden. Der Autor stellte das erste Mal den Versuch einer Gesamtschau der Welt in Wort und Bild dar und wird deshalb auch an den Beginn der Kinder- und Jugendliteratur gestellt. Das Nebeneinanderstellen von lateinischen und deutschen Ausdrücken erlaubte, das Buch für Übersetzungsübungen zu verwenden. Übersetzungen in alle Sprachen der bekannten Welt belegten seine Bedeutung. Um die Mitte der 2. Hälfte des 18. Jhdts. wurde dieses Elementarwerk von J. B. Basedow abgelöst. Seine Andersartigkeit lag darin, daß nicht Gott, sondern der Mensch in den Mittelpunkt gestellt wurde. Ähnlich aufgebaut waren auch andere bedeutende Elementarwerke. Diese Buchgattung dominierte bis zum Ende des 19. Jhdts.

 

Einen weiteren Mosaikstein stellen die Bilderbögen dar. Unter ihnen versteht man alle zur Verbreitung von bestimmten einseitig auf Papier gedruckten Bilder in mittleren Formaten mit oder ohne Text, deren Anfänge in den handgemalten und handgeschriebenen Blättern des 13. und 14. Jhdts. liegen. Erst im 18. Jhdt. kam es zu einer Perfektionierung der Bilderbögen und im Gefolge der den Eigenwert des Kindes betonenden Aufklärung zu kindbezogenen Bögen. Ihre Blütezeit erreichten sie im 19. Jhdt. mit den Erzeugungsschwerpunkten Neuruppin, München, Stuttgart und Wien, wo die Fa. Trentsentsky mit ihren ausschneidbaren „Mannlbögen“ auch auf die Verwendungsvielfalt der Bögen hinwies. Die Bebilderung wechselte vom Holzschnitt zur Lithographie. Das Aufkommen von Zeitungen und Zeitschriften sowie die Einführung der Ansichtskarte führten letztlich zum Untergang der Bilderbögen. Wenn man will, kann man in den Comics deren Nachfolger sehen.

 

Das 19. Jhdt. war aber auch das Jahrhundert des poetischen Bilderbuches; seine kleinen Rezipienten profitierten von dem durch die Romantiker ausgelösten neuen Verhältnis zum Kind. Kinderlieder, Kindermärchen und Sagen waren gesuchte Sammel- und Veröffentlichungsgebiete. Doch erst so zwischen 1840 und 1850 ist eine Häufung bebilderter Ausgaben feststellbar – jener Zeitraum, in dem die Entstehung des Struwwelpeters vor sich ging. Bedeutende Künstler wie Ludwig Richter oder Moritz von Schwind engagierten sich für die Illustration des poetischen Bilderbuches ebenso wie für den zweiten Zweig, den des Genre-Bilderbuches, der besonders in der 2. Hälfte des 19. Jhdts. dominierte. Auch Volksbücher wie Till Eulenspiegel oder Weltliteratur wie Don Quijote, Gullivers Reisen oder Reineke Fuchs wurden auf Bilderbücher umgearbeitet und schon relativ früh – um 1850 – Robinson Crusoe. Gerade dieses Buch ist als Beispiel biedermeierlicher Lebensauffassung bestens geeignet, werden doch Tugenden wie Glück und Zufriedenheit sowie ein hohes Alter als angestrebte Lebensideale hingestellt. Auch im Struwwelpeter spielt die Auffassung des biedermeierzeitlichen Verhaltenskanons eine wichtige Rolle. Die Episoden sollen darstellen, mit welchen Folgen man beim Nichteinhalten der erwarteten Haltung zu rechnen hatte.

 

Der Arzt Dr. Heinrich Hoffmann, der Erfinder dieser Figuren, war ein Ausnahmefall in vieler Hinsicht. Er wurde zum Dilettanten, weil er kein für seinen Sohn passendes Buch für das Weihnachtsfest auftreiben konnte. Also griff er zur Selbsthilfe und nahm die bei seinen ärztlichen Besuchen bei Kleinkindern als Ablenkung entstandenen Zeichnungen als Vorlage für das seinem dreijährigen Sohn zu schenkende Bilderbuch. Während bisher das Kind noch sehr oft als kleiner Erwachsener dargestellt wurde, versuchte Hoffmann das Kind als eigenständige Persönlichkeit zu sehen. Neu ist auch, daß hier ein Buch entstand, das speziell für einen Buben geschrieben wurde und zudem nur für den Privatgebrauch bestimmt war. Die in den Geschichten transportierten Anliegen waren zunächst aus der ärztlichen Praxis entliehene mögliche Gefahren. Hoffmann warb aber auch für Tierliebe und trat für Toleranz ein.

 

Die Bildfolgen werden konsequent in den Vordergrund gestellt, womit es auch dem des Lesens nicht mächtigen Kleinkind möglich gemacht wird, die Handlung zu verstehen. Bild und Text formen eine Einheit. Zwar waren ähnliche Geschichten schon in anderen Bilderbüchern dargestellt, doch liegt das Verdienst Hoffmanns in der Zusammenführung der verschiedenen Themen und Darstellungsformen. Die Unmittelbarkeit der Darstellung, seine unbekümmerte Frische und einprägsame Klarheit und nicht zuletzt auch der ab der 5. Auflage auf Wunsch der kindlichen Leser von „Lustige Geschichten und drollige Bilder …“ auf seine heutigen bildkräftigen Namen umgeänderte Titel bewarben das neue Buch. Seine Volkstümlichkeit zeigte sich auch darin, daß der Autor in der damals verbreitetsten Familienzeitschrift, der Gartenlaube, zu einem zu diesem Zeitpunkt noch ungewöhnlichen Interview über die Entstehung des Buchhits gebeten wurde. Bald wurde die für Nachahmungen und als Vorlage für Karikaturen geeignete Struktur des Buches erkannt. So erscheinen 1879 die ersten Nachahmungen, ab 1896 entdeckt auch die Werbung die Zugfähigkeit der neuen Figur.

 

Offensichtlich hatte Hoffmann das richtige G’spür in der richtigen Zeit gehabt – um mit wenigen Worten die ungeahnte Popularität des Buches zu begründen. Daß diese Hintergründe in einer Jubiläumsausstellung bloßgelegt und aus der damaligen Zeit heraus zu erklären versucht wurden, haben wir der Sammlerin Adelheid Hlawacek, die 10 Jahre lang alles erdenklich Mögliche zu diesem Thema zusammentrug, zu verdanken. Aus dieser Beschäftigung resultiert die gezeigte Ausstellung, die zwar die Sympathie für den Struwwelpeter wecken will, aber auch die kritischen Stimmen nicht verschwiegt. Daß die Sammlerin auch noch einen ganz persönlichen Zugang zu diesem Thema aufweisen kann, macht die Sache doppelt interessant: Gibt es doch verwandtschaftliche Beziehungen zur Familie Netolitzky, die neben den vielen „Struwwelpetriaden“ den einzigen in Österreich entstandenen, nämlich den „Aegyptischen“ schuf. Und damit hat diese Schau auch für unser Land mehr als seine Berechtigung

 

 

150 JAHRE STRUWWELPETER

 


 

Zum Autor

Kindheit, Ausbildung und Existenzgründung

Heinrich Hoffmann wird am 13. Juni 1809 in Frankfurt am Main geboren. Der Vater Philipp Jacob Hoffmann (1772 - 1834) ist Architekt und Wasser-, Wege- und Brückenbauinspektor. Die Mutter Marianne Caroline, geb. Lausberg (1776 - 1819) stirbt ein halbes Jahr nach seiner Geburt. Im Jahr der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 heiratet der Vater die Schwester seiner verstorbenen Frau, Antoinette Lausberg. Sie ist Heinrich eine liebe­volle Stiefmutter, die ihn nur solange in die öffent­liche Schule gehen läßt, bis er Läuse mit nach Hause bringt.

Von 1829 - 1833 studiert er Medizin in Heidelberg und Halle. Gleich zu Beginn seiner praktischen Arbeit erfährt er die ganze Härte seines Berufs. Er schildert in seinen "Lebenserinnerungen" diesen drastischen Einstieg ins Berufsleben auf seine ihm eigene humorvolle Weise: "... Als ich an­kam, begrüßten mich gleich Cholera und Blattern ... Ich erinnere mich noch eines tödlich verlaufenen Cholerafalls ... Der Kranke wurde von mir vor­schriftsmäßig an den Armen und Beinen mit ver­dünnter Salzsäure ein­gerieben und nahm seine Mixtur; aber es half alles nichts; während ich selbst unten an den Beinen eifrig rieb, starb mir der Mensch oben, und ich war wirklich sehr verwundert ..."

Im Oktober 1833 reist er auf Grund eines Stipendiums nach Paris, wo er in verschiedenen Hospitälern arbeitet. Im August 1834 muß er seinen Aufenthalt frühzeitig abbrechen, da der Vater schwer erkrankt ist und bald nach Hoffmanns Rückkehr stirbt.

Um sich in Frankfurt als Arzt niederlassen zu können, muß Hoffmann 1835 eine zweite Ab­schlußprüfung vor einem Frankfurter Kollegium ablegen. Bei seinem ersten Abschlußexamen in Halle leistet er den Doktoreid auf den preußischen König, Frankfurt als Freie Reichsstadt hat aber ein eigenes Staatsexamen.

Seine erste öffentliche Anstellung erhält er im gleichen Jahr im neuen Leichenhaus in Sach­senhausen mit einem Jahresgehalt von 450 Gulden Diese Anstellung verpflichtet ihn aber, in Sachsen­hausen zu wohnen, wo er in seiner eigenen Praxis als praktischer Arzt und Geburtshelfer tätig ist. Die Besoldung ist mehr als bescheiden. Als Student in Heidelberg, der alles andere als ein Verschwender sein durfte, betrug sein Jahresaufwand 798 Gulden, wie wir aus seinen eigenen Aufzeichnungen wissen. Durch einen Konkurs in der Verwandtschaft müt­terlicherseits hatte Vater Hoffmann gerade in der Zeit von Heinrichs Studienbeginn 16.000 Gulden verloren.

Neben der Arbeit im Leichenhaus und der Privatpraxis ist er auch an der Armenklinik tätig. Noch von Paris aus beteiligt sich Hoffmann zu­sammen mit fünf Freunden an der Gründung einer Armenklinik. Sie mieten ein Haus, in dem sie ein kleines Hospital einrichten mit einem Haushälter und einer Wächterin. Abwechselnd übernehmen die Freunde den poliklinischen Dienst. Außerdem be­treut jeder Arzt noch ein Dorf in der Umgebung von Frankfurt. Die Mittel für den Betrieb der Armen­klinik erhalten sie durch Mitgliedsbeiträge und mildtätige Spenden. Sie haben zehn Betten zur Verfügung und behandeln ohne Unterschied von Alter, Geschlecht, Religion und Stand. Gegen Vor­lage eines Armutszeugnisses erhalten die Patienten die nötigen Behandlungen und Arzneimittel kosten­los. Bis zum Ausscheiden Hoffmanns aus dem Verein zehn Jahre später werden dort etwa 9000 Kranke ambulant behandelt, ca. 500 Patienten werden stationär aufgenommen.

Die sechs Freunde bilden auch ein medizi­nisches Kränzchen, das der eigenen Fortbildung, aber auch dem geselligen Umgang gewidmet ist. In dieser Zeit ist Hoffmann, ebenso wie früher sein Vater, Mitglied in der Loge "Zur Einigkeit". Einige Jahre später verläßt er sie jedoch wieder, da ihn die antisemitische Einstellung anderer Mitglieder ab­stößt.

Am 29. und 30. Juli 1838 findet das erste deutsche Sängerfest in Frankfurt statt, an dessen Vorbereitung Hoffmann voll Begeisterung mit­wirkt.

Am 5. März 1840 heiratet er Therese Donner, die er bereits drei Jahre vorher auf einer Hochzeit kennengelernt hat. Dort setzt er sich die­ses Mädchen als spätere Frau in den Kopf und "... diese Idee steigerte sich zur vollen tyrannischen Leidenschaft, ..."

Im Herbst dieses Jahres gründet er - wie schon öfters vorher und auch später noch - einen Verein, diesmal "Die Gesellschaft der Tutti Frutti". Die Terminologie des Vereins ist der indi­schen Mythologie entlehnt; so heißt der Vorstand Brahma, Wischnu ist der Schriftführer und die Protokolle müssen in die heiligen Veden eingetra­gen werden. Die Versammlungen selbst werden "Bäder im Ganges" genannt. Alle Mitglieder müs­sen sich einen Gemüse- oder Früchtenamen bei­legen, Hoffmann ist die Zwiebel.

Am 8. Mai 1841 wird der Sohn Carl ge­boren, für den er 1844 den "Struwwelpeter" schreibt. Während Hoffmann in Frankfurt mit der Familie den Geburtstag des fernen Sohnes feiert (1868), stirbt dieser 27jährig in Peru am Gelb­fieber. Erst vier Wochen später erreicht die Familie die traurige Nachricht.

In seinen Mußestunden ist Hoffmann immer wieder schriftstellerisch tätig, aber nur mit mäßigem Erfolg. Als Antwort auf die Lektüre von Hegels "Naturphilosophie" verfaßt er "Die  Mond­zügler. Eine Komödie der Gegenwart". Sie werden aber ein finanzieller Mißerfolg und bringen 80 Gulden Schulden.

1844 erhält Heinrich Hoffmann eine Stelle als Lehrer der Anatomie am Dr. Senckenbergi­schen Institut. Dort werden Vorlesungen gehalten für an Naturforschung interessierte Bürger, Chirur­gengehilfen und Primaner, die sich auf ein Medi­zinstudium vorbereiten wollen (Frankfurt bekam erst 1912 eine eigene Universität).

Am 11. Dezember 1844 wird die Tochter Antonie Caroline geboren. Als Weihnachtsge­schenk für den dreijährigen Sohn Carl entsteht das Bilderbuch "Lustige Geschichten und drollige Bilder".

Im Oktober 1845 kommt dieses Buch unter dem Pseudonym Reimerich Kinderlieb ge­rade rechtzeitig für das Weihnachtsgeschäft auf den Markt. Die 1500 Stück der ersten Auflage sind in­nerhalb von vier Wochen verkauft.

Am 21. Jänner 1848 wird der Sohn Eduard geboren. An der deutschen Revolution ist Hoffmann als Mitglied des Vorparlaments beteiligt. Diese Versammlung bereitet im März d. J. die erste deutsche Nationalversammlung vor. Als Reaktion quasi auf die Aufsplitterung der demokratischen Bewegung und als Kritik an den linken Republika­nern schreibt er selbst die erste von vielen nachfol­genden, politischen Interpretationen seines Struw­welpeter: Handbuch für Wühler oder kurzge­faßte Anleitung in wenigen Tagen ein Volksmann zu werden, unter dem Pseudonym Peter Struwwel. Als er später hört, daß sein Handbüchlein von der reak­tionären Partei mit Anerkennung gelesen werde, schrieb er als Gegengift den ’Heulerspiegel’. Darin karikiert Hoffmann die Ängste des Bürgertums vor der Revolution.

Hoffmann als Irrenarzt

1851 erhält Hoffmann die Stelle des Arz­tes an der Anstalt für Irre und Epileptische in Frankfurt. Die Zustände in dieser Anstalt schockie­ren Hoffmann derart, daß er den Plan faßt, einen Neubau ins Leben zu rufen. Durch eine Aufklä­rungskampagne und eine beispiellose Sammlung, die er systematisch unter den Frankfurter Bürgern durchführt, bringt er es zu einem Anfangskapital von 46.000 Gulden. Den entscheidenden Betrag er­hält er aber durch eine testamentarische Verfü­gung des Freiherrn von Wiesenhütten in der Höhe von 100.000 Gulden.

Neben all den Arbeiten für den Neubau findet er noch Zeit, sein zweites Kinderbuch zu schreiben, das ihm immer das liebste Buch war, "König Nußknacker und der arme Reinhold".

Den alljährlichen vierwöchigen Urlaub, den sich Hoffmann bei Amtsantritt ausbedungen hat, verwendet er in den ersten beiden Jahren als "Bildungsurlaub". Er besucht bestehende Irrenan­stalten in Deutschland und Österreich. Am 4. Juli 1852 fährt er mit dem Schiff von Regensburg nach Linz und besucht dort die Städtische Irrenanstalt. Sie befindet sich seit 1788 im Prunner Stift, und Hoffmann findet sie alt und schlecht. Die dort be­triebene Seidenraupenzucht hält er für eine ganz unpassende Beschäftigung für Irrenanstalten. Er fährt mit einer "primitiven Pferdebahn von Linz nach St. Margareten über der Donau, genießt aber dort eine herrliche Aussicht." Bei der "primitiven Pferdebahn" handelt es sich um die alte Pferde-Eisen­bahn von Gmunden nach Budweis, die die erste öffentliche Eisenbahn auf dem europäischen Festland war. Er fährt weiter mit dem Dampfschiff "Germania" nach Ybbs. Dort befindet sich in einer ehemaligen Reiterkaserne ein Armenhaus, in das seit 1817 auch Geisteskranke aufgenommen werden. Er wundert sich über die zahlreichen "Scheibenstände und Bolzenbüchsen", welche sich sogar in der Wohnung des Anstaltsdirektors befin­den, " ... ländlich, sittlich!" Am nächsten Tag geht es weiter nach Wien. Er besichtigt die Stadt " ... und begegnet oft genug den Freunden ’Struwwelpeter’ und ’Nußknacker’. Er beschreibt die "...verbreitete Lebeseligkeit der Wiener. Überall Markt, Tanz und leichtsinniger, leichtlebiger Froh­sinn ...  Wo wir hinkamen, war Musik, Walzer und Polkas klangen aus allen Gärten, selbst in Vöslau, einem kleinen Badeplatz vier Stunden von Wien, saß ein Streichquartett und fiedelte ... lustig drauflos. Und überall, selbst in dem kleinen Vöslau, wurden Unmassen von Gefrorenem in allen Arten verzehrt. ... Die Wiener sind die mo­dernen Phäaken." Auch die Bäder in Wien, Baden und Bad Vöslau besichtigt er. " ... In Baden saßen beide Geschlechter in langen Hemden beisammen im Wasser und hatten kleine schwimmende Sche­mel vor sich, mit allerlei Nötigem befrachtet ..."

Neben den Besichtigungstouren vergißt er aber nicht den eigentlichen Zweck dieser Reise. Die neue Irrenheilanstalt am Brünnlfeld wird ge­rade bezogen und auch den alten Narrenturm be­sichtigt er. (Bald nach der Erbauung des Narren­turmes durch Joseph II. plante man eine Heilanstalt für Geisteskranke. 1822 wurde daher das Brünnlfeld - heute Haltestelle Michelbeuern / U 6 - gekauft. Nach typisch österreichischer Manier dauert es aber mehr als 25 Jahre - bis April 1848 - bis mit dem Bau endlich begonnen wird.)

1854 folgt sein drittes Kinderbuch, Bastian der Faulpelz. Damit will er vor Schuleschwänzen, Eulenspiegelei und Faulheit warnen. Beim ersten Lesen wirkt dieses Buch wie eine der üblichen mo­ralisierenden Geschichten, die Hoffmann selbst ve­hement ablehnt. Wenn man aber weiß, daß er selbst "... ein recht fauler und zerstreuter Schüler ge­wesen ist, der das Meisterstück fertiggebracht hat, zweieinhalb Jahre in Tertia sitzenzubleiben...", dann erhält die Geschichte einen eigenen Reiz. Als sein Vater merkte, "... daß der Heinrich in ungere­gelter Tätigkeit und leichtsinniger Vergeßlichkeit fortlebt ...", zwang er den Sohn, einen Dreizehn-Stunden-Arbeitstag einzuhalten:

1. 20 Minuten Zeit zum Waschen und An­ziehen

2. Bis zum Kaffee: Klavierübung

3. Von 8 - 10 Uhr: Zeichnen

4. Von 10 Uhr bis zum Mittagessen: Re­petition der lateinischen und griechischen Grammatik

5. Von 2 - 4 Uhr: Klavierübung

6. Von 4 - 7 Uhr: Repetition der deutschen, französischen und englischen Grammatik

7. Von 7 - 9 Uhr: Algebra

Dank dieser geistigen Anstrengungen wurde aus dem anfangs so faulen Heinrich - im Gegensatz zu seinem "Bastian" - ein angesehener Arzt und Bürger seiner Heimatstadt Frankfurt. Nicht die Faulheit schlechthin stellt Hoffmann in diesem Abc-Buch (und das ist es ja wohl) an den Pranger, sondern geistige Trägheit lehnt er ent­schieden ab.

1856 ist das Projekt der neuen ’Irrenanstalt’ weit fortgeschritten, und ein vorläufiges Jahres­gehalt erlaubt es ihm, seine Pri­vatpraxis ganz auf­zugeben. Er unternimmt weitere Studienreisen zu­sammen mit seinem Architekten Oskar Pichler. Um den Neubau der Anstalt nach neuesten Erkennt­nissen ausführen zu können, erhal­ten sie vom Pflegamt der Stadt einen freien Kredit für die Reise­kosten, der es ihnen ermöglicht viele ver­schiedene Anstalten in Norddeutschland, Holland, Belgien, England und Frankreich zu besu­chen.

1858 erscheint sein viertes Kinderbuch Im Himmel und auf der Erde. Herzliches und Scherz­liches aus der Kinderwelt. Es ist dies eine Samm­lung von Geschichten für Kinder unterschiedlichen Alters. Das Buch entsteht aus einem Bilderheft mit Versen, das er für seinen Sohn Eduard zwischen 1852 und 1854 anfertigt. Es enthält u. a. einen wunderschönen Reim-Rebus, in dem im Text viele Wörter durch kleine Bilder ersetzt sind. Wem fallen da nicht gleich die "Lesehilfen" für leseschwache oder leseunwillige Kinder unserer Tage ein? In der Geschichte vom Fünklein, das spazieren ging nimmt Hoffmann noch einmal Bezug auf die Ge­fahren des Feuers. Mit dem letzten Blatt gelingt Hoffmann etwas Besonderes: ein Kind steht vor einem geheimnisvollen Tor und guckt durch eine Ritze in einen märchenhaften Garten. Mit der End­zeile " ... ich bring' den Schlüssel das nächste Mal ..." entsteht ein großartiger Effekt: die Neugierde nach dem offensichtlich angekündigten nächsten Buch wird geweckt. Es sollte aber doch 13 Jahre dauern, bis es soweit war.

Auch ein zweites, endgültiges Manuskript des Struwwelpeter entsteht. Hoffmann verwendet dabei Neuzeichnungen einer russischen Ausgabe (’Stepka Rastrepka’). Durch das Erscheinen der Schrift "Beobachtungen und Erfahrungen über Seelenstö­rungen und Epilepsie" (1859) belegt Hoffmann auch in der Öffentlichkeit seine Kompe­tenz als "Irrenarzt" und im selben Jahr kann endlich der Bau der Anstalt beginnen.

1860 erscheint die satirische Schrift Der Badeort Salzloch, in dem er die Unsinnigkeiten des Bade(un)wesens karikiert. Mitte des vorigen Jahr­hunderts entstanden in Salinenorten zahlreiche neue Badeanstalten. Infolge der beginnenden che­mi­schen Industrie wurden große Kochsalzmengen als Ausgangsrohstoff benötigt. Die traditionellen Sali­nenorte konnten durch den hohen Holzver­brauch diesen Bedarf nicht mehr decken, sodaß vielen von ihnen das Aus für ihre meist einzige Er­werbsquelle drohte. Eine allgemeine Verschlechte­rung der wirt­schaftlichen und sozialen Lage wäre die wenig er­freuliche Folge gewesen. Daher such­ten viele Orte ihr Heil im Heilen. Sie richteten Ba­deanstalten ein für alle möglichen und unmöglichen Krankheiten und Übel des menschlichen Körpers. Ungefähr zur selben Zeit kamen Seebäder in Mode, die angeblich wahre Wunder bei ver­schiedensten Leiden bewirkten. Was lag näher, als auch im Binnen­land die salzhaltigen Wässer, die beim Salz­bergbau anfielen, gewinnbringend zu nutzen. Ein Arzt an der Saline Schönbeck/Elbe z. B. hatte be­reits um 1800 seine Salinenarbeiter beobachtet, wie sie Sole zum Kurieren von allerlei Krankheiten nutzten und diese Beobachtung in einer seiner Schriften mitgeteilt. Nur die wenigsten Leser da­mals wußten, daß mitten im von Hoffmann stam­menden Text oft wörtlich abgeschriebene Passagen aus tatsächlich existierenden Badevorschriften standen. Ein Faktum, das immer wieder in Be­schreibungen von Badeorten auftauchte und auch heute noch auftaucht, ist die Aussage zur geogra­phischen Lage:  alle sind vor kalten Nord- und Ostwinden geschützt. Zu einer zweiten, vom Verle­ger angeregten Auflage dieser Schrift kam es nicht mehr, Hoffmann konnte sich nicht dazu entschlie­ßen: "...denn dazu hätte ich die neue Zeit nachtra­gen und erst Zeit und Geld kostende Badereisen machen müssen...."

Im April 1863 ist der Bau soweit fortge­schritten, daß Hoffmann mit seiner Familie die Dienstwohnung beziehen kann und von dort aus den Innenausbau und die Einrichtung zügig voran­treiben kann. Durch einen erneuten Appell an die Bewohner Frankfurts erhält er über 300 Bilder für die Schmückung der Räume. Es befinden sich auch durchaus wertvolle Sachen darunter, wie Hoffmann in seinen Lebenserinnerungen schreibt. 1864 ist die neue Anstalt am "Affenstein" fertiggestellt. Vor der feierlichen Eröffnung gibt es "Tage der offenen Türe", eine Novität für die damalige Zeit. Hoffmann lebt mit seiner Familie und seinen Kran­ken unter einem Dach. Eine seiner Maximen für die therapeutische Arbeit war "... Es muß vor allem so sein, daß der Eintritt des Arztes in eine Abteilung etwas vom Sonnenaufgang an sich habe. ..."

Wie fortschrittlich Hoffmann dachte, ist auch an den Belüftungs- und Heizungssystemen sowie den sanitären Einrichtungen der neuen An­stalt zu ersehen. Hoffmann profitierte dabei be­stimmt von den Erfahrungen seines Berufskollegen und Freundes Johann Georg Varrentrapp, der etwa zeitgleich mit dem Bau der Anstalt unter erhebli­chem persönlichem Einsatz die Einführung der Schwemmkanalisation in der Stadt betrieb. Deren erste Voraussetzung war aber die flächendeckende Einrichtung von Wasserklosetts in den Haushalten. Auch der Architekt Pichler sah diese ca. 100 Jahre alte englische Erfindung in seinen Plänen für die Entsorgung der Notdurft der Kranken vor. (Es war übrigens ein englischer Uhrmacher, der sich 1775 diese Erfindung patentieren ließ.)

Hoffmann im Alter

1871 erscheint sein letztes Kinderbuch. Wie eine politische Parabel liest sich die Ge­schichte von Prinz Grünewald und Perlenfein mit ihrem lieben Eselein. Ein Vierteljahrhundert, nach­dem sein erstes Kinderbuch erschienen war, griff Hoffmann ein letztes Mal zu Stift und Pinsel. Diesmal für seine Enkel Heiner und Carl. Eine Königsfamilie wird wegen ihrer Hochmütigkeit verdammt. Einzig die gute Prinzessin wird vor die­sem Schicksal bewahrt. Ihr ist es bestimmt, mit Hilfe ihres lieben Eseleins die Familie wieder zu erlösen. Auf den letzten fünf Seiten des Buches werden Kinderfeste gefeiert: in Gärten, auf einem Kuchenberg und in einer Brezelstadt. Das waren wohl die Herrlichkeiten, die das Kind auf der letz­ten Seite des vorigen Bilderbuches vorausschauend schon gesehen hat. Die Widmung, die Heinrich Hoffmann an seinem 61. Geburtstag schrieb und diesem letzten Bilderbuch voranstellte, klingt wie ein Schlußwort für sein Kinderbuchschaffen. Das Gedicht schließt mit dem Satz, der wohl einer der Leitsätze in Hoffmanns Leben war: "... Der altert nicht, wer mit der Jugend lebt."

1888, mit 79 Jahren sucht Hoffmann um Pensionierung nach, die ihm bei vollem Gehalt bewilligt wird.

Seine Lebenserinnerungen beschließt er 1891 mit den Worten: "... Ich war und bleibe Opti­mist. Von Schopenhauer will ich nichts wissen. Die Menschen sind besser, als viele meinen; man muß nur gegen sich selbst streng und wahrhaft und ge­gen andere nachsichtig und wohlwollend bleiben, von sich selbst viel, von anderen wenig verlangen."

Erst 1926 werden diese Lebenserin­ne­rungen von seinem Enkel Eduard Hessenberg her­ausgegeben. Das Manuskript besteht aus 661 zum Teil eng beschriebenen Seiten im Schulheftformat und einer Anzahl kleiner Zettel. Hoffmann schrieb diese Autobiographie nicht im Auftrag eines Verle­gers, sondern nur für seine Familie. So gibt sie ein un­verfälschtes Bild des Menschen wieder, der nicht nur Autor des Struwwelpeter war, sondern einen großartigen Beitrag auf dem Gebiet der men­schen­würdigen Behandlung geistig kranker Mit­menschen geleistet hat.

Ebenfalls aus dem Nachlaß erscheint 1924 das Kinderbuch Besuch bei Frau Sonne. Die Enkel Eduard und Walter Hessenberg wollten wohl sich selbst, anderen Erwachsenen und auch Kindern mit der Herausgabe dieses Buches Freude bereiten.  Die Geschichten stammen alle, bis auf zwei, aus einem Buch, das Hoffmann im Verlauf von etwa vierzehn Jahren für seine Enkel angelegt hatte. An Sonntagen, wenn er in der rechten Stimmung war, zeichnete er im Beisein seiner Enkel die Bilder und schrieb sofort die Verse dazu. Eigentlich war es für die beiden ältesten Enkel Heiner und Carl gedacht. Nach dem frühen Tod von Heiner, der Hoffmann sehr getroffen hat, trat eine lange Pause ein. Erst 1884 begann er wieder regelmäßig zu zeichnen und zu reimen. Die meisten Geschichten waren sehr persönlich und inhaltlich eng mit der Familie ver­knüpft, sodaß für die Herausgabe nur solche aus­gewählt wurden, die entweder ganz unpersönlich oder trotz persönlicher Anspielungen allgemein verständlich sind. Bemerkenswert ist die Ge­schichte von der "Seltsamen Kaffeegesellschaft". Wer da in der Gästeliste die Namen Gänseschwein, Hahnenhund oder Schlangenspatz liest, denkt so­fort an den Giraffenigel, das Rhinozepony oder den Ochsenspatz von Christian Morgenstern.

Am 20. September 1894 stirbt Heinrich Hoffmann hochbetagt in seiner Vaterstadt Frankfurt am Main. Noch im Todesjahr wird eine Medaille gestiftet, die aber erst im Jahr 1900 aus­gegeben wird. Eine Seite ziert das Bildnis Hoffmanns, die andere Seite trägt die Inschrift: "Verfasser des Struwwelpeter 1809 - 1894 / Helfer der Kranken - Vater der Armen - Freund der Jugend."

Zwei Brunnen und drei Gedenktafeln erin­nern den Besucher Frankfurts heute an Hoffmann. Daneben gibt es noch zwei Institutionen, die das Andenken an den Arzt und Literaten pflegen. Der Nachlaß wird im "Struwwelpeter-Museum - Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns" verwaltet und aufbereitet. Das sichtbarste Ergebnis ist die Herausgabe der Werke Hoffmanns. Im "Heinrich-Hoffmann-Museum" liegt der Samm­lungsschwerpunkt auf der vergleichenden Auswer­tung von Kinderliteratur. In zahlreichen Ausstel­lungen und Publikationen wird Hoffmann als Autor gewürdigt und die Rezeption des "Struwwelpeter" aufgezeigt.

Zum Struwwelpeter

Entstehung

Weihnachten 1844 suchte Heinrich Hoffmann für seinen dreijährigen Sohn Carl ein Bilderbuch als Geschenk. Aber alles, was in den Buchläden angeboten wurde, sagte ihm nicht zu. So kam er schließlich mit einem leeren Schreibheft zu seiner Frau nach Hause und legte es ihr mit der Bemer­kung vor, daß er da nun selbst ein Bilder­buch für seinen Sohn machen wolle Er konnte bei diesem Vorhaben aber auf einen vorhandenen Fundus von Zeichnungen zurückgreifen. Immer schon wurden Rauchfangkehrer, Arzt und Wache­beamte als Schreckgespenst für kleine Kinder verwendet. Was den "Doktor" anbelangt, konnte Hoffmann aus eige­ner Erfahrung ein Lied singen. Da hatte er nun eine eigene Methode entwickelt, um mit verängstig­ten, brüllenden oder wider­spenstigen kleinen Patienten fertig zu werden."... Da nahm ich rasch das Notizbuch aus der Tasche, ein Blatt wird herausgerissen, ein kleiner Bube mit dem Bleistift schnell hingezeichnet und nun erzählt, wie sich der Schlingel nicht die Haare, nicht die Nägel schnei­den läßt; die Haare wachsen, die Nägel werden länger, aber immer läßt er sich die­selben nicht schneiden, und immer länger zeichne ich Haare und Nägel, bis zuletzt von der ganzen Figur nichts mehr zu sehen ist als Haarsträhne und Nägel­klauen. Das frappiert den kleinen Despera­ten der­art, daß er schweigt, hinschaut, und mittler­weile weiß ich, wie es mit dem Pulse steht, ... ob der Leib oder die Atmung schmerzhaft ist - und der Zweck ist erreicht. Als mein Buch nun fer­tig war bis auf das letzte Blatt, da war aber auch mein Bilder­schatz zu Ende. Was sollte nun auf dies letzte Blatt? Ei nun, da setzen wir den Struw­welpeter hin! So geschah es, ..." Daher war in den ersten Auflagen das Blatt mit dem Struwwelpeter an letz­ter Stelle, erst die Kinder forderten einfach "den Struwwelpeter", und so kam er ab der 5. Auf­lage auf die erste Seite. Bereits ab der dritten Auf­lage steht der Struwwelpeter aber im Titel. Die ur­sprünglich sechs Geschichten mit Vorspruch wur­den in zwei Etappen erweitert auf die heute be­kannten zehn.

Bei der Taufe der Tochter nach Weihnach­ten wurde das Buch bewundert und Hoffmann ge­drängt, es drucken zu lassen. Aber erst bei einem der "Bäder im Ganges" am 18. Jänner 1845 konnte Hoffmann überredet werden, einer Veröf­fentlichung zuzustimmen. Er übergab das Buch einem Mitglied der Tutti Frutti, dem Verleger Löwen­thal mit der Bemerkung: "... Meinetwegen! Geben Sie mir 80 Gulden und versuchen Sie ihr Glück!" Genau 80 Gulden war Hoffmann aber noch schuldig für die "Mondzügler".

Im Oktober 1845 wird im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels (gegründet 1825 in Leipzig) auf eine Neuerscheinung hingewiesen: unter dem Pseudonym Reimerich Kinderlieb er­scheint die erste gedruckte Ausgabe von Lustige Geschichten und drollige Bilder in 1500 Exempla­ren, die innerhalb von vier Wochen verkauft wer­den. "... und der Struwwelpeter betrat die Bühne der jugendlichen Welt ... der Schlingel hat sich die Welt erobert, ganz friedlich, ohne Blutvergießen, und die bösen Buben sind weiter auf der Erde her­umgekommen als ich . . ."

o Bild III: Der böse Friederich

Es mußten aber einige Komponenten zu­sammentreffen, um aus dem liebevollen Weih­nachtsgeschenk für den kleinen Sohn einen Welter­folg der Kinderliteratur entstehen zu lassen. Hoff­manns starke musische Begabung und die damit verbundene literarische Ader waren nötig, aber auch ein bestimmtes soziales Umfeld in Form eines literarisch-geselligen Vereins, der seine Mitglieder immer wieder zu mehr oder weniger gelungenen geistigen Produktionen anregte. Der Mann mit der "goldenen Nase" war Dr. Zacharias Carl Friedrich Löwenthal alias Spargel. Er hatte entscheidenden Anteil am Erfolg des Buches. Löwenthal verstand es, die technischen Möglichkeiten der Zeit zur Herstellung eines Kinderbuches zu nutzen, und ein zahlungsfähiges Publikum wurde von einer positiv rezensierenden Presse auf die Neuerscheinung und die nachfolgenden Auflagen aufmerksam gemacht. Sowohl Autor als auch Verleger waren Neulinge, was die Produktion von illustrierten Büchern be­traf. Sie wählten aber unter den bestehenden Mög­lichkeiten ihrer Zeit nicht nur nach ökonomischen sondern auch nach gestalterischen Kriterien aus. Zwei Druckgänge waren nötig, um Text und Bild gemeinsam auf einer Seite zu haben. Die Bilder mußten dann mittels Schablonen von Hand koloriert werden. Erst als man ein Verfahren entwic­kelte, Bild und Text in einem Druckgang zu ver­vielfältigen, konnten auch illustrierte Bücher ko­stengünstiger hergestellt werden. 1858 zeichnete Hoffmann ein zweites Manuskript seines "Struw­welpeters". Er paßte die Bilder dem Zeitgeschmack an und führte mit großer Sorgfalt zahlreiche  Details aus. Of­fensichtlich stand Hoffmann nicht unter Zeitdruck wie Weihnachten 1844. Aus tech­nischen Gründen wäre die Neugestaltung als Holz­schnitt nicht not­wendig gewesen, es müssen gestal­terische Überle­gungen gewesen sein. Inter­essanter weise ließ sich Hoffmann stark durch eine russische Ausgabe inspirieren, die bereits 1849 er­schienen war. Er war nachweislich bereits 1857 im Besitz einer solchen Ausgabe. So kommt es zur Groteske, daß Hoffmann bei einem möglicher­weisen Raub­druck seines eigenen Werkes Anleihe nimmt für die Neugestaltung desselben. Viele der uns heute ge­läufigen Darstellungen im Struwwel­peter sind somit ein russischer Import.

Die 100. Auflage erscheint 1876. Hoff­mann zeichnet dafür ein "Jubiläumsblatt" und dichtet einen Prolog.

"Heut'  komm ich zum hundertsten Male
Herein in die lustige Welt;
Da find' ich im festlichen Saale
Viel Kinder und Freunde gesellt.
Gar würdige Männer und Damen
Sind die, die ich damals erfreut;
Ich aber behielt meinen Namen,
Bin jung noch der Alte auch heut'.
Zwar ließ ich mich köstlich frisiren,
Sie zausten mir böslich das Haar;
Das soll mir nicht wieder passiren,
Ich bleibe der Bursch, der ich war."

Am 18. Und 19. Oktober 1877 besucht Kaiser Wilhelm I. die Freie Reichsstadt Frankfurt. Einige besonders verdienstvolle Frankfurter Bürger werden zum festlichen Diner eingeladen, auch Hoffmann ist darunter. Als der Kaiser erfährt, daß er mit dem Autor des Struwwelpeter gesprochen hat, läßt er Hoffmann noch einmal zu sich rufen. Er erzählt ihm, daß er seine Bücher gelesen habe und sehr viel Spaß daran gehabt hätte. Der Kaiser erbit­tet sich die fünf Bücher Hoffmanns, aber nicht für seine Enkel wie man meinen könnte, sondern für sich persönlich. Hoffmann läßt vom Buchbinder einen Sonderband anfertigen, der aus seinen fünf Kinderbüchern und dem Heft mit den Melodien zum Struwwelpeter besteht. Diese frühe "Vertonung" stammt vom Kaiserlich Russischen Kapellmeister und Musikdirektor in Würzburg Andreas Hußla. Er unterlegt den Texten Hoff­manns bekannte Opernmelodien und Studentenlie­der, so z. B. wird "Die Geschichte vom fliegenden Robert" zur Melodie des "Gaudeamus" gesungen. Als Gegengabe erhält Hoffmann am Weihnachts­abend 1877 ein Bild des Kaisers mit der eigenhän­digen Unterschrift. Das Bild erhält einen Ehren­platz im Speisezimmer, ... wo der Kaiser täglich mit frühstücken, Mittag essen und abends Thee trinken werde.

o Bild IV: Er tunkt' sie in die Tinte tief

Um den schon zu Lebzeiten Hoffmanns auftretenden Anfeindungen und Gerüchten über die Entstehung des Buches entgegen zu treten, erschien 1871 in der "Gartenlaube" ein Artikel zur Entste­hung des Bilderbuchs.

Die "Gartenlaube" war eine illustrierte Wochenzeitschrift, die fast 100 Jahre hindurch er­schien. 1853 von Ernst Keil (1816 - 1878) in Leipzig gegründet und bis zu seinem Tode von ihm geführt, erlangte sie in kurzer Zeit unglaubliche Verbreitung. Mit 5.000 Exemplaren Startauflage erreichte sie ihre höchste Auflagenzahl 1875: rund 382.000 Stück. Ab 1938 wurde sie unter dem Titel "Die neue Gartenlaube" fortgesetzt bis 1944, zu­letzt jedoch nur in monatlichen Folgen. Schrift­steller wie Felix Dahn, Ludwig Ganghofer und auch Peter Rosegger lieferten Beiträge für dieses deutsche Familienblatt.

In dieser populären Familienzeitschrift er­zählt Hoffmann 1871 nach Aufforderung durch den Verlag die Entstehungsgeschichte seines "Struwwelpeters". Erstaunlich ist die Form des Be­richtes, denn es war durchaus unüblich, Personen selbst zu ihren Werken Stellung nehmen zu lassen. Das Buch war aber so bekannt und beliebt, daß der Redakteur es interessant genug für einen Bericht in seiner Zeitschrift fand. Insgesamt dreimal läßt er Hoffmann das Wort im Rahmen der Wochenschrift ergreifen. In der ersten und der vorletzten Nummer von 1893 berichtet er noch einmal über seinen "Schlingel" und einige persönliche Ereignisse , die mit ihm direkt im Zusammenhang stehen, so z. B. wie es durch den Struwwelpeter zur persönlichen Begegnung mit Kaiser Wilhelm I. kommt.

Die Zahl der Auflagen steigt kontinuierlich und erreicht im Kriegsjahr 1917 die stattliche Höhe von 400. Im Jahr 1925, als der Struwwelpeter seine 539. Auflage erreicht, laufen - 80 Jahre nach Er­scheinen der Erstauflage - die Urheberrechte ab. Der Verlag "Rütten & Loening entläßt sein "internationales Kind" in die Freiheit. Zum 150-Jahr-Jubiläum erscheint 1994 bei Rütten &Löning die 540. Auflage. Der Verlag hatte erfolgreich in mehreren Nachdruckpro­zessen seine alleinigen Rechte verteidigt. In diesen Prozessen wurde aber nicht nur gegen of­fensichtliche Nachdrucke ge­kämpft, auch die ein­zige österreichische selb­ständige Bearbeitung die­ses "Longsellers" wurde ein Opfer. "Der Aegyptische Struwwel­peter" der Geschwister Netolitzky mußte kurz nach seinem Erscheinen im Jahr 1895 zurückgezo­gen werden. Er ist nur in wenigen Originalexem­plaren erhalten geblieben.

oBild II: Der Pyramiden-Fex

Geschichtlicher Hintergrund

Die immer wieder vorgebrachten Argu­mente gegen die "Grausamkeiten" in Hoffmanns Kinderbuch sind vielleicht besser verständlich, wenn wir die sozialen, technischen und sanitären Gegebenheiten der Entstehungszeit näher betrach­ten.

Zur Zeit Hoffmanns hatte Frankfurt wie viele andere Städte keine funktionie­rende Kanali­sation und Müllabfuhr. Der Unrat wurde vielfach - vor allem in den ärmeren Stadttei­len - einfach auf die Straße geworfen. Eine gewisse grundlegende Hygiene war daher geboten. Dau­menlutschen war einfach unter bestimmten Voraus­setzungen lebens­gefährlich. Hoffmann hatte selbst Typhus- und Choleraepidemien erlebt. Auch viele andere Krankheiten können unter schlechten hy­gienischen Bedingungen tödlich enden. Und wie schnell man Läuse bekam, vor allem bei langen Haaren, hatte er ja selbst als Kind erfahren.

Der Anfang des 19. Jahrhunderts brachte eine immense Erleichterung für die Hausfrauen. Das Feuerzeug wurde erfunden. Damit ist aber nicht unser Feuerzeug im heutigen Sinn gemeint, sondern die Zündhölzer. War es bisher notwendig, die Glut über Nacht sorgsam im Ofen zu bewahren, wenn man nicht mühsam mit Feuerstein und Zünd­schwamm täglich von neuem Feuer machen wollte, so ermöglichte das "Feuerzeug" nunmehr ein schnelles Entfachen Diese technische Neuerung war anfangs noch nicht sehr ausgereift und ver­langte äußerste Sorgfalt. Durch Unachtsamkeit und un­sachgemäße Handhabung kam es zu zahlreichen Brandunfällen, die Hoffmann in seiner täglichen Praxis behandeln mußte. Brandwunden als Todes­ursache bei Kindern und Jugendlichen lagen da­mals an 5. Stelle. Lebhaft in aller Erinnerung war auch noch der große Brand von Hamburg vom 5. - 8. Mai 1842. Die "Wiener Zeitung" vom 13. Mai 1842 berichtet: " ... Man meldet aus Hamburg vom 5. May: Heute Morgen nach 1 Uhr ist in der Deichstraße, muthmaßlich bey einem Cigarrenma­cher, Feuer ausgebrochen, ... " Fast die Hälfte der Stadt brannte nieder. Über 4000 Gebäude waren zerstört, rund 50.000 Menschen obdachlos gewor­den. Auch Frankfurt beteiligte sich durch namhafte Spenden – die übrigens aus aller Welt eintrafen – am Wiederaufbau der Stadt.

Auch beim "Suppen-Kaspar" läßt sich ein historisch praktischer Bezug finden. Als Armenarzt "verordnete" Hoffmann wahrscheinlich die Armen­suppe. Eine wohlhabende Stadt wie Frankfurt gewährte diese sicher. Vielleicht wollte er einfach einem kranken Kind die Notwendigkeit des Essens nach langer Krankheit klar machen. Manche "Fachleute" wollen in dieser Episode das typische Verhalten eines magersüchtigen Kindes erkennen. Magersucht ist in meinen Augen eine "Erwerbung" unserer Zeit. Viele Patienten Hoffmanns hatten eher so wenig zum Essen, daß sie angebotene Speisen sicher nicht verweigerten. Und warum sollte Hoff­mann die angeblich so "typischen" Symptome bei einem Buben beschreiben, wo doch in der Fachli­teratur und der parallel dazu erscheinenden Ju­gendliteratur immer Mädchen beschrieben werden ?

Aus den anderen Geschichten erkenne ich eher die Kinder- und Tierliebe Hoffmanns unter Berücksichtigung der damaligen Erziehungsmaxi­men und dem ganz anderen Verständnis von Kind­heit. Die Tierquälereien des "bösen Friederich" an­zuprangern, lag durchaus im Trend der Zeit. 1837 war in Stuttgart der erste deutsche Tierschutzverein gegründet worden. Dieses geschah auf Grund pri­vater Initiativen. Engagierte Bürger wurden gegen die immer krasser werdenden Tierquälereien in Stadt und Land aktiv. 1838 erfolgte die erste ge­setzliche Verankerung, andere deutsche Staaten folgten nach.

o Bild 6.: Der wilde Jägersmann

Humorvoll und durchaus kritisch seiner Zeit und ihren Auswüchsen gegenüber hat Hoff­mann mit dem "Jägersmann" einfach Spaß bereiten wollen und augenzwinkernd die Verhältnisse von "Erzieher" und "Erzogenem" auf den Kopf gestellt. Wenn heute allerlei Erziehungsprobleme unserer Zeit in Hoffmanns Geschichten hinein interpretiert werden, so ist eher der klare Blick für Erziehungs­probleme und die liberal-fortschrittliche Gesinnung des Autors der Grund dafür, aber nicht die Existenz des hyperaktiven (Zappel-Philipp) oder mager­süchtigen (Suppen-Kaspar) Kindes in der damaligen Zeit. Den "Hanns Guck-in-die-Luft" als Epileptiker zu interpretieren ist in meinen Augen möglicher­weise mangelnde Kenntnis des Menschen Hoff­mann. "... Das Kind lernt einfach durch das Auge, und nur das, was es sieht, begreift es. Mit morali­schen Vorschriften zumal weiß es gar nichts anzu­fangen ... " Frankfurt liegt be­kanntlich am Main, außerdem gab es offene Schwemmkanäle, in die hineinzufallen sicherlich kein Spaß war. Es war da­her ratsam, beim Gehen nicht in die Luft zu guc­ken, sondern auf den Weg zu achten. Hoffmann wollte mit drastischen Bildern drastischen Unfällen vorbeugen, oder doch zumin­dest davor warnen. Auf keinen Fall kann man Hoffmann unterstellen, Angst, Unterdrückung des kindlichen Willens und Sadismus als Erziehungs­mittel mit seinen Ge­schichten propagieren zu wollen.

Hoffmann hat bis in sein hohes Alter nie vergessen, was es heißt, Kind zu sein. Wer im Alter von ungefähr 70 Jahren noch ein Würfelspiel für die eigenen Enkel entwirft, hat sich ein Stück seines Kindseins bewahrt. Schon der Name des Spiels verrät wieder Hoffmanns Sinn für Humor: "Des Herrn Fix von Bickenbach Reise um die Welt in 77 Tagen". Jules Verne läßt seinen Phileas Fogg in 80 Tagen um die Welt reisen. Fix von Bicken­bach schafft es allemal noch in 77 Tagen und avanciert dazu so nebenbei noch zum Prinzen. Dazu verpackt Hoffmann in das Spiel allerlei Wis­senswertes für die Enkel: Fix von Bickenbach fährt mit der Pazifik­eisenbahn, die seit 1869 eine West-Ost-Durchquerung der Vereinigten Staaten ermög­licht, besucht China-Town in San Francisco, reitet in Australien auf einem Känguruh, fährt im Strau­ßenwagen in Kapstadt usw. Wer schließlich ge­winnt, erhält ganz im Sinne heutiger Pädagogik keinen realen Preis, sondern trägt einen Tag lang den Ehrentitel "Fix von Bickenbach".

Vor dem Hintergrund dieses historischen Rückblicks erscheinen die Geschichten Hoffmanns in einem anderen Licht

o Bild 1: Das Struwwel- und Nägel­kind

Nachfolger

Struwwelpetriaden

Mit diesem Wort bezeichnet man die be­reits wenige Jahre nach dem Ersterscheinen auftre­tenden Parodien und Nachahmungen für Kinder und Erwachsene, die in großer Zahl bis ins Jahr 1994 heraufreichen. Die Parodien für Erwachsene verwenden den Struwwelpeter und seine Kumpane zur Anprangerung sozialer Mißstände und politi­scher Geschehnisse. Die Nachahmungen für Kinder benutzen die Beliebtheit des echten Struwwelpeter als "Werbemittel" und führen nach dem eigenen Titel häufig den Zusatz "In der Art des Struwwelpe­ter".

Wie schnell aber auch diese Bearbeitungen auf politische Veränderungen reagieren zeigt "Der Struwwelpeter auf Reisen". Ein Bilderbuch für ar­tige und fleißige Kinder. Text von Th. Drobisch in Leipzig. Zeichnungen von A. Karst in Düsseldorf.

Die erste Auflage erschien bereits 1857. Struwwelpeter darf als Belohnung für seine Besse­rung eine Reise unternehmen, die ihn durch das damals noch in viele kleine Teilstaaten zersplitterte Deutschland führt. Er kommt auf seiner Reise auch nach Wien, besucht dort das "Casperle-Theater" im Wiener Prater und den "Stephansthurm". Bevor er endgültig die Heimreise antritt, besucht er noch die Struwwelsuse, die inzwischen auch schon "... so reinlich, so manierlich, bescheiden, artig und so zierlich ..." geworden ist. Nach der Reichsgründung 1871 muß der "Struwwelpeter auf Reisen" umge­schrieben werden (Text von R. Hertwig, Illustratio­nen von H. Neuber). Jetzt fährt er selbstverständ­lich ins neue Zentrum des Reiches, nach Berlin, wo die Audienz beim Kaiser den Höhepunkt der Reise bildet. Er verspricht sogar, sich in den Dienst des Kaisers zu stellen.

Natürlich fanden sich auch weibliche Ge­genstücke, die entsprechende Untaten verübten. Schlägt Friederich "Stühl und Vögel tot", so be­handelt "Das mutwillige Liesel" seine Puppe äußerst schlecht, sogar der Hund Phylax tritt als Warner auf. Als Dank dafür fliegt ihm die Puppe an den Kopf. Doch da versteht er keinen Spaß mehr und beißt Liesel in die Hand. Sie wird nun ihre Puppen bestimmt nicht mehr quälen. Morgens sich faul im Bett zu dehnen, schickt sich vor allem für Mädchen nicht, die ja treusorgende Hausfrauen und Mütter werden sollen. Prompt folgt die Strafe auf den Fuß: heftiger Wind müht sich vergeblich mit der Langschläferin, erst der Einsatz der Feuer­wehrspritze treibt den Faulpelz aus dem Bett. Solch drastische und noch ärgere Strafen werden ver­hängt, um den gewünschten Erfolg zu erzielen. Die letzte derartige Nachdichtung liegt in einem Nach­druck aus dem Jahr 1993 der Ausgabe von 1954 vor.

o Bild 11: Die Struwwelliese

Sowohl vom Text als auch von der Illustra­tion her erreichen diese Nachahmungen nie die Treffsicherheit bei den Geschichten und auch nicht die Leichtigkeit in der Darstellung. Sie bleiben eben Nachahmungen, und noch dazu schlechte.

 

Politische und andere Bearbeitungen

Mit Hoffmanns Pamphlet "Handbüchlein für Wühler oder kurzgefaßte Anleitung in wenigen Tagen ein Volksmann zu werden (von Peter Struw­wel, Professor der Wühlerei und Demagog)" betritt Struwwelpeter gewissermaßen die politische Bühne. Zwei besonders gelungene Beispiele dieses Genres sollen näher betrachtet werden.

Der Militär-Struwwelpeter oder lustige Geschichten und drollige Bilder von und für Mili­tärs von 10 bis 100 Jahren (Frei nach dem "Struwwelpeter" des Dr. Heinrich Hoffmann.) Von A. H.

Wer sich hinter der Abkürzung A. H. ver­birgt, ist bis heute nicht geklärt. Bei der Brisanz des Stoffes hatte der Verfasser ernste Folgen für sich zu fürchten. Manche Darstellungen der geheiligten Institution "Militär" wie z. B. der prügelnde "böse Secondelieutenant Friederich" oder "Hauptmann von Streber oder Die bestrafte Dienstknüppelei" mußten ’höheren Orts’ mißliebig bemerkt werden. Das dürfte auch der Grund für diese einzige be­kannte Auflage sein, und nur ganz wenige Origina­lexemplare sind noch erhalten. Das Bilderbuch gibt u. a. Aufschluß über die finanzielle Lage der Mili­tärs, vorallem der unteren Ränge, die in den Jahren nach der Reichsgründung mehr als prekär ist.

Diese Parodie aus dem Jahr 1877 wirkt heute wie ein "heiteres Bilderbuch für Erwachsene" im Vergleich mit dem zweiten Beispiel, dem Struw­welhitler.

Diese englische Struwwelpeter-Parodie aus dem Jahre 1941 von Robert und Philip Spence (alias Dr. Schrecklichkeit) schlägt einen knappen Bogen über die Geschichte des Nationalsozialismus und die Kriegsereignisse bis ins Jahr 1941. Der Autor "Dr. Schrecklichkeit" ist schon die erste ge­wollt satirische Anspielung auf den Frankfurter Arzt, der ja als Pseudonym seiner Erstauflage "Reimerich Kinderlieb" wählte. Die Autoren sind um eine genaue und bezeichnende Ableitung der Vorlage bemüht, wenn sie Mussolini, Göring, Goeb­bels, Heß und Hitler selbst in die entspre­chende Position bringen, einige sogar zweimal. Hitler ist einmal der "Cruel Adolf" und das andere Mal der "Zappel-Adolf". Der wohlbeleibte Göring (The Hermann who wouldn't have Butter) magert bei jeder Entscheidung, die er für den Vierjahres­plan der Wiederaufrüstung trifft, weiter ab, bis er schließlich dünner als eine Lebensmittelmarke ist.

Der Erlös der Schrift diente der Unterstüt­zung der englischen Truppen im Krieg gegen Hitler­deutschland. Den Druck des Heftes besorgte der "Daily Sketch", eine Zeitung, die eine Hilfsor­ganisation unterstützte.

Von ganz anderer Art sind die Bearbeitun­gen, die von Vertretern einzelner Berufsstände ver­faßt wurden. Eine frivol-makabre Parodie ist der "Kurze Gynaekologische Struwelpeter". Nach den neuesten Forschungen zusammengestellt von C. H. S. Mit neun in den Text gedruckten Illustrationen. Zum ersten Male veröffentlicht zum Leipziger Kli­nischen Vogelschießen am 29. Juli 1882.

Dem eigentlichen Titelblatt folgt auf der ersten Seite ein dem echten Struwwelpeter nach­empfundener Titel mit einem dreistrophigen Vor­spruch: Struwelpeter für artige Embryonen und solche die es werden wollen. Vom Verfasser des "verhängnisvollen Embryo." Der Vorspruch be­ginnt: "Wenn die Foeten artig sind, / Werden sie ein reifes Kind; / Nur in erster Schädellage / Treten sie alsdann zu Tage, /..."

Der aus Odessa stammende Frauenarzt Carl Heinrich Stratz verbrachte seine Studienzeit in Hei­delberg. Er war ein Verehrer weiblicher Schönheit. Seiner Begeisterung konnte er als Frauenarzt un­gehindert Ausdruck verleihen. Seine Titel ’Die Rassenschönheit des Weibes’ mit 226 Abbildungen und ’Die Schönheit des weiblichen Körpers’ mit 180 Abbildungen erlebten mehrere Auflagen. Was heute als ein Band Aktphotographie seine Leser fände, mußte sich damals als wissenschaftliches Werk tarnen. Stratz war aber nicht auf Frauen fixiert, er betrachtete auch die Akte bierbäuchiger Studenten (mit Feigenblättern) im ’Heidelberger Studenten-Struwelpeter’ oder nackte Kinderkörper (’Der Körper des Kindes’) und Körper von Neuge­borenen (’Kurzer gynaekologischer Struwelpeter). Dabei stellt er auf medizinisch-derbe Art mögliche Gründe für Mißbildungen, Totgeburten oder Tod kurz nach der Geburt in Wort und Bild dar.

Ein Vertreter der Justiz hat sich auf seine Art und Weise mit diesem Kinderbuch auseinander gesetzt. Der Fall Struwwelpeter. Juristisches Gut­achten über Umtriebe von Kindern zur Warnung für aufsichtspflichtige Eltern und Pädagogen.

"Struwwelpeter - ein Fall für die Justiz", hat Jörg-Michael Günther gefunden und klopft Bildgeschichte auf Bildgeschichte nach allen Re­geln des Straf- und Zivilrechts ab; selbst öffentlich-rechtliche Fragen werden mit einem Augenzwin­kern ins Kalkül gezogen. Das Buch ist ein humo­ristischer Leckerbissen für verantwortungsvolle Erziehungsberechtigte, ambitionierte Pädagogen, aufstrebende Jurastudenten und weise Richter.

Wie sehr der "Struwwelpeter" in der oft zi­tierten Volksseele verankert ist, zeigen die zahlrei­chen Dialektausgaben in Deutschland ebenso wie die Übersetzungen in Fremdsprachen in allen Tei­len der Welt. In der gezeigten Ausstellung sind aus dieser Fülle 8 verschiedene Dialektausgaben und 8 Ausgaben in Fremdsprachen zu sehen:

Dialektausgaben:

De Alemannische Strubelpeter

De Badische Schdruwwlpeder

Der bayerische Struwwelpeter

Der kölsche Struwwelpitter

Dä Struwlbeda /Närmbercher Mundoart

De Struwwelpeter op Platt

Dr Sächssche Schdrubelbeder

Dä Tri'rer Sdruwlpidder

Fremdsprachige Ausgaben:

Englisch: Shock-headed Peter / Slovenly Peter

Finnisch: Jörö Jukka

Französisch: Crasse-Tignasse / Pierre l'Ebouriffé

Griechisch: O Petros malos

Hebräisch: Jehoshua Haparua / Jiftach hame­lukhlakh

Japanisch: Bobo Atama

Lateinisch: Petrulus hirrutus

Niederländisch: Piet de Smeerpoets

Rätoromanisch: Peider Sbarüffà (Vallader) / Peider Sbarüffo (Puter)

Die rätoromanische Sprache kennt vier Idiome, eines davon ist Ladin. Dieses wird im En­gadin gesprochen und unterteilt sich in Puter (Oberengadin) und Vallader (Unterengadin). Sogar diese kleinen Sprachgruppen wollten "Ihren" Struw­welpeter haben, und 1920 erschienen sie in den vorliegenden Übersetzungen. Es gibt noch eine Reihe von Übertragungen in verschiedene Dialekte und Sprachen, darunter solche Exoten  wie Chine­sisch, Afrikaans (Piet Boskasie) oder Esperanto (La Struvelpetro) u. v. a.

Eine Sonderstellung unter den Übersetzun­gen nimmt sicher die Übertragung ins Englische von Mark Twain ein. Mark Twain (1835 - 1910), eigentlich Samuel Langhorne Clemens, amerikani­scher Schriftsteller, war nach Abbruch seines Schulbesuchs Druckerlehrling und Lotse auf dem Mississippi. Als er zu Ansehen und Reichtum ge­kommen war, lebte er mehrere Jahre in Europa. Seine bekanntesten Werke sind "Die Abenteuer Tom Sawyers" und deren Fortsetzung unter dem Titel "Die Abenteuer und Fahrten des Huckleberry Finn". Herbst und Winter 1891/92 verbrachte er in Berlin. An einem verregneten Novembertag über­setzte er spontan in seinem Berliner Hotelzimmer den "Struwwelpeter" ins Englische für seine Kinder. Er soll ihnen die Verse in unnachahmlicher Weise zu Weihnachten am Kamin vorgetra­gen haben.

Der Aegyptische Struwwelpeter

Über kaum eine andere Bearbeitung des Struwwelpeter weiß man so genau Bescheid, wie in diesem Fall. Zudem gibt es Parallelen in der Ent­stehungsgeschichte des Buches. Auch der Aegypti­sche Struwwelpeter war als Geschenk gedacht und nicht zur Veröffentlichung bestimmt. Die Ge­schwister Netolitzky wuchsen in beengten Verhält­nissen auf, da der Vater, Dr. August Netolitzky, als österreichischer Beamter trotz anerkannter Tüch­tigkeit langsamer vorrückte, als die Schar seiner Kinder - und somit die Kosten für deren Erziehung - wuchs. Als Militärarzt der österr.-ungar. Monar­chie wurde er außerdem immer wieder versetzt, was kostspielige Übersiedlungen nötig machte. Als nun die beiden älteren Söhne Richard und Fritz ihr Studium in Wien begannen, hausten sie in einer ziemlich kargen Studentenbude, während die üb­rige Familie u. a. in Zwickau und Troppau in Schlesien lebte, wo der Vater inzwischen als Kreis­physikus wirkte. Da war es ihnen mehr als will­kommen, daß eine gute Bekannte der Eltern sich ihrer annahm. Sie half nicht nur materiell etwas nach durch gelegentliche Einladungen zu Mahlzei­ten, sie ließ auch die jungen Leute an der Tanz­stunde teilnehmen, die sie in den Jahren 1893 und 1894 in ihrem Haus veranstaltete. Frau Berta von Gersuny war die Gattin eines angesehenen Wiener Arztes, der mit Vater August Netolitzky befreundet war. Um der liebenswürdigen "Tante Berta" ihre Dankbarkeit zu zeigen, wollten die Geschwister anläßlich ihres Geburtstages etwas schenken. Die Dame war wohlhabend ("... sie hat doch alles, es könnte höchstens ein Buch sein ..."), hatte keine ei­genen Kinder, liebte diese aber sehr. Das Geschenk durfte nicht viel kosten, sollte aber "...etwas ganz besonderes sein".

o Bild 4: Die rothen Buben

Gertrud Netolitzky, die jüngste Schwester erzählt: "... Ich war 8 Jahre, fieberhaft interessiert an jeder Phase ... Damals war gerade eine Mode­welle von alten ’Ausgrabungen’, die viel primitiver und nicht sehr echt-alt waren, wir hatten solche Bände daheim ... Fritz hatte alle Ideen und den Schwung, Richard dichtete, Magda ging vielmals ins Hofmuseum (das heutige Kunsthistorische Mu­seum) und durfte dort genaue Zeichnungen ma­chen, darum ist alles so echt ... Auf dem riesigen Familienauszugstisch lagen große graue Bogen, es war wohl Packpapier, das noch recht ’alt’ gemacht wurde. Nach der (humoristisch-pseudo­wissen­schaft­lichen) Einleitung, die nicht mitgedruckt wurde, war er ja ausgegraben, moderig. Die Auto­ren hatten angeblich bei ihren Forschungen nach den Ursprüngen des Struwwelpeters die Quellen bis in die früheste Menschheitsgeschichte zurückver­folgt und zum Lohn ihrer Mühen nunmehr einen ägyptischen Papyrus gefunden. Bei der Herstellung hat Fritz immer wieder mit Einfärben, Zerfleddern, Brandspuren, Hineinkritzeln von Männchen, eigen­händig, weil ich es nicht so kindlich zusammen­brachte, die Echtheit des Alters betont. Was wurde da gelacht."

Dr. Lotte Maresch, eine der Töchter von Fritz Netolitzky erzählt "… Der ’Struwwelpeter’ stand bei der kinderreichen Familie Netolitzky sicher immer im Bewußtsein der Geschwister, ge­nauso wie Grimms Märchen oder Robinson Crusoe. Es bedurfte also nur eines zündenden Fun­kens, um aus dieser seelischen Unterschicht einer­seits und andererseits aus dem Wunsch, einer ’verehrten mütterlichen Freundin’ ein originelles und kostenloses Geschenk zu machen, die Idee zum ’aegyptischen’ entspringen zu lassen. Dieser Funke schlug bei Fritz ein, als er in einer humoristischen Zeitschrift ... einen scherzhaften Auf­satz las, man habe in Mesopotamien in Keilschrift den Beweis entdeckt, daß irgendeine gängige Erzählung (Tante wußte nicht mehr welche) ... schon 3000 v. Chr. bekannt gewesen sei ... ’Das war damals so Mode, wegen der vielen Ausgrabungen’, sagte sie, fügte aber hinzu, der betreffende Aufsatz sei nicht sehr witzig gewesen, und Fritz habe gemeint, das könne er besser."

Frau Dr. Maresch erzählt noch weiter :" ... Was nun Magdalene betrifft, so wurde von ihr ge­sagt, sie habe sich ’durch diese Verulkung gewis­sermaßen am Struwwelpeter gerächt’. Auf sie hatten nämlich die Bilder des brennenden Paulin­chens (die vielleicht noch nicht so abgeschwächt waren wie in der späteren Auflage meiner Kinder­zeit) einen so entsetzlichen Eindruck gemacht, daß sie tränenüberströmt das Buch fortwarf und ausrief: ’Ich kann gar nicht begreifen, wie das Christkind­chen ein so häßliches Buch bringen konnte!’"

Frau von Gersuny war begeistert von dem Geschenk, sie legte die ’Papyri’ in ihrem Salon zur Erheiterung der Gäste aus. Dort bekam sie die Dichterin Marie von Ebner-Eschenbach zu Gesicht, die sich umgehend für eine Veröffentlichung des originellen Machwerks beim Verlag Karl Gerolds Sohn, Wien (ihr eigener Verleger) einsetzte. Leider wurde versäumt, den Schritt des ’Aegyptischen’ in die Öffentlichkeit rechtlich abzusichern. Der Verlag Rütten & Loening, im Besitz der Veröffentli­chungsrechte am ’Original-Struwwelpeter’ inter­pretierte den ’Aegyptischen Struwwelpeter’ als Plagiat. Er erreichte die Einstellung des Verkaufs und das Einstampfen der zurückbeorderten Bücher, so daß nur ganz wenige Belegexemplare des scherzhaft als "999. Auflage" herausgegebenen Bu­ches erhalten geblieben sind. Es sind  wenig Bücher an die Öffentlichkeit gelangt, lediglich Pflicht­exemplare. Die meisten Exemplare wurden im Verwandten- und Freundeskreis verteilt, von denen nur wenige erhalten blieben.

Auch das Original selbst existiert leider nicht mehr. Nach dem Tode von Frau von Gersuny kam es an die Familie von Magda Kuzmany, geb. Netolitzky, zurück. Im April 1945 brannte nach einem Bombentreffer deren Wohnung vollständig aus, und damit war auch der "Urstruwwelpeter" für die Nachwelt verloren. Das ist um so bedauerlicher, als das Original eine Geschichte mehr enthalten hat, als die ge­druckte Ausgabe. Vermutlich wurde in der Geschichte vom "Zappel-Philipp" die Rekruten­ausbil­dung verulkt und diese schloß mit den Worten "Pereat das Militär!" Diese Episode galt 1895 aus begreif­lichen Gründen nicht für druck­würdig. So feiert diese Nachdichtung heuer ihren 100. Geburtstag. Und auch dieser "Exote" unter den "Struwwelpetern" fand einen begeisterten An­hän­ger, er wurde 1992 ins Finnische übersetzt und er­schien im Eigenverlag des Übersetzers.

Heutige Bearbeitungen

Allen Verteufelungen zum Trotz erhält sich der Struwwelpeter aber bis heute seine begeisterte Anhängerschaft unter Groß und Klein. Das Jubilä­umsjahr brachte im Vorfeld eine große Zahl neuer Bearbeitungen, die eine nähere Betrachtung wert sind.

o Bild 5:: Die Struwwelline

Die größte Wirkung, schon lange vor dem Jubiläum, hatte ohne Zweifel der ANTI-Struwwel­peter von Friedrich Karl Waechter, der 1973 er­scheint. 1968 beginnt mit den Studentenunruhen in Berlin ein tiefgreifender und lang wirksamer Um­denkprozeß im pädagogischen Bereich. Das Kind wird mit dem berühmten Bade ausgeschüttet, und nachdem sich die Wogen etwas geglättet haben, herrscht erst recht größte Unsicherheit in Erzie­hungsfragen. Statt zu löschen, gießt Waechter mit seinem ANTI-Struwwelpeter Öl ins Feuer. Er ver­teidigt die Rechte der Kinder, indem er die Dinge umkehrt und sie auffordert "... Darum sei nicht fromm und brav / wie ein angepflocktes Schaf, / sondern wie die klugen Kinder / froh und frei. Das ist gesünder."

Skurril und witzig reimt der Clown Steffen Mensching seine Version vom Struwwelpeter. Er erzählt neue Abenteuer von Friederich, Kaspar und allen anderen bekannten Figuren, nur verändert er die Pointen, wie z. B. bei der Geschichte vom bö­sen Nachbarn. Konrad wird ermahnt, nicht Klavier zu üben, nachdem die Mutter die Wohnung verlas­sen hat. Die Wände seien dünn und der Nachbar unberechenbar, er hätte nie eigene Kinder gehabt. Konrad verspricht brav zu sein, aber nach einer Stunde Daumenlutschens, greift er doch in die Ta­sten und baut auf die Wirkung Bach'scher Musik. Aber diese ist anders als erwartet, der Nachbar kommt mit der Schere "...und er schneidet, schnipp und schnapp, / Konrad beide Daumen ab...." (Wie ungerecht übrigens, denn Bach war es, der den Daumen als fünften Finger beim Klavier ins Spiel brachte!).

Struwwelpeter und die Musik

Nicht nur "Dichter", Satiriker, Graphiker, Maler und Pädagogen bearbeiteten Hoffmanns be­kanntestes Kinderbuch, auch Komponisten setzten sich auf ihre Art und Weise damit auseinander. Andreas Hußla im vorigen Jahrhundert war nur einer unter mehreren. Seine "Bearbeitung" durch Unterlegen bekannter Melodien ist ein Beweis da­für, wie bekannt und beliebt Hoffmanns Texte waren. Eine sehr authentische Bearbeitung ist si­cherlich die von Kurt Hessenberg (1908 - 1994), dem Urenkel Heinrich Hoffmanns. Er vertonte die Texte und schenkte sie seiner Frau jeweils zur Ge­burt eines Kindes. Das Besondere an dieser Verto­nung ist wohl, daß die Melodien auch mit dem latei­nischem Text der Übersetzung von Eduard Bornemann gesungen werden können. Im Rahmen der begleitenden Veranstaltungen zur Ausstellung in Baden im Jänner d. J. wurden die einzelnen Epi­soden des Buches von Schülern der Übungshaupt­schule neu gezeichnet. In Form von Overhead-Transparenten wurden diese Bilder als Begleitung zur "Struwwelpeter-Kantate" gezeigt. Der Chor der Übungshauptschule brachte sie mit tatkräftiger Unterstützung eines Ensembles jugendlicher Gei­ger, einer Pianistin und einer Flötistin gekonnt zur Aufführung.

Erwin Christian Scholz (1910 - 1977) schrieb vier leichte Klavierstücke: "Der Struwwel­peter", "Der wilde Jäger", "Hans Guck-in-die-Luft" und "Der Zappel-Philipp". Auch Cesar Bresgen (1913 - 1988) vertonte in den frühen 50er Jahren den "Struwwelpeter" in Form eines Singspiels.

Der aus Meißen stammende Komponist Siegfried Köhler (1927 - 1984) schuf 1968 einen Zyklus "Der Struwwelpeter, heitere und ernste Ge­schichten zum Singen, Tanzen und Erzählen". In der Fassung für Kinder- bzw. Frauenchor und ein kleines Orchester erschien er auf Schallplatte und in einem illustrierten Notenband für Klavier bei Edi­tion Peters.

Die letzte und aktuellste Vertonung stammt von Martin Vogl, Professor am Bundesinstitut für Sozialpädagogik in Baden. Er komponierte und textete anläßlich der Ausstellung "150 Jahre Struw­welpeter" in Baden. "Neues vom Struwwelpeter. Versuch eines Musicals." Die Welturaufführung er­folgte Freitag, den 27. Jänner 1995 im Festsaal der Pädagogischen Akademie. Mit Begeisterung und vollem Einsatz aller Beteiligten wurde das Musical ein großer Erfolg, besonders die Jugend war be­geistert. Auch er setzt sich im neugestalteten Text mit Problemen unserer Zeit auseinander, z. B. ste­hen die Zeitungskolporteure für den "Mohren". "Flying Rob" nimmt zum Schirm Zuflucht, weil ... Mein Vater und seine Frau: Er sitzt beim Bier im Gasthaus, sie schaut daheim TV ... "

Struwwelpeter und die Pädagogik heute

Der folgende Beitrag ist Teil einer Semina­rarbeit für das Proseminar "Probleme der interdis­ziplinären Zu­sammenarbeit in der Kinder- und Jugendliteratur": Ko­inzidenzen zwischen literari­schen Motiven und pädago­gischer Motivation bei den Klassikern der Kinder- und Jugendliteratur <am Beispiel von Heinrich Hoffmanns "Struwwelpeter">. Er stammt von Frau Marianne Harzhauser, der ich herzlich danke für die Überlas­sung ihrer Arbeit im Rahmen dieses Kataloges.

Der "Struwwelpeter" und die pädagogi­sche Gegenwart

Aktualität I: Attraktivität als Bilderbuch für die Kinder von heute

"Nach wie vor bedeutet der ’Struwwelpeter’ für die meisten Kinder deutsch­sprachiger Länder eine der ersten Bekanntschaften mit dem Medium Buch." Seit Helmut Müller im Jahr 1969 diese Feststellung getroffen hat, sind 25 Jahre vergangen, ein Vierteljahrhundert, in dem sich, möchte man meinen, einiges geändert hat. Und doch dürfte Müllers Erkenntnis nach wie vor Gültigkeit haben. In den meisten Haushalten findet man ein Exemplar des "Struwwelpeter", und fast jede Buchhandlung führt immer wieder neue Auf­lagen dieses Bilderbuchs, obwohl die Bilderbuch­produktion nach 1945 den kindlichen Rezipienten eine Fülle von Büchern beschert hat, Bücher, die man heute schon zu den Klassikern zählen müßte. Dazu zählen Vera Ferra-Mikuras "Stanisläuse" ebenso wie Otfried Preußlers "Dumme Augustine" oder Roger Duvoisins "Glücklicher Löwe", um nur drei ganz bekannte Beispiele zu nennen. Woher rührt aber die offensichtliche Beliebtheit des "Struwwelpeter"-Bilderbuchs, das eine erzieheri­sche Einstellung präsentiert, die so ganz und gar konträr zu unseren heutigen Grundsätzen steht?

Zum einen fasziniert dieses Buch durch seinen Anachronismus, denn die historischen Ko­stüme und die antiquierte Sprache stellen dieses Buch auf eine Stufe mit den "Kinder- und Haus­märchen" der Brüder Grimm. Für Kinder, die die­ses Bilderbuch betrachten, sind die Geschich­ten des Bilderbuchs ähnlich unwirklich und phanta­stisch wie Märchen.

Zum anderen ist es Hoffmann gelungen, seine Geschichten in eine kindgerechte Form zu verpacken. Die einsträngige Handlung, das Fehlen komplizierter Kausalzusammenhänge, die Verwen­dung einfacher "Wenn-dann.…"-Schemata trägt viel zum leichten Verständnis bei 3 bis 6jährigen Kindern bei. Hoffmanns Geschichten sind den Denkstrukturen der kleinen Rezipienten angepaßt. Daß auf die böse Tat sogleich die Strafe folgt, kommt ihrem sehr einfach aufgebauten Weltver­ständnis sehr entgegen. Ob allerdings trotz dieser nicht zu leugnenden Faszination die Lektüre der Geschichten auch vom pädagogischen Standpunkt aus vertretbar ist, ist eine andere Frage.

Aktualität II: Ist die kindliche Lektüre päd­agogisch vertretbar?

Hoffmanns "Struwwelpeter" hat "[...] das Odium, Teil der ’schwarzen Pädagogik’ zu sein, nicht abwerfen können. Ideologiekritiker und Psy­chologen weisen auf die rückwärtsgewandten Er­ziehungspraktiken im ’Struwwelpeter’ hin." Päd­agogische Kritik am "Struwwelpeter" gibt es en masse, einmal in schärferer Form, wie in den 60er und 70er Jahren unseres Jahrhunderts, dann wieder in verständnisvoller, auf die übrigen Schriften Hoffmanns Rücksicht nehmender Weise. Angesicht der erzieherischen Bedenken gegenüber den Massen­medien wirkt die hier angesprochene Dis­kussion vergleichsweise harmlos oder vielleicht sogar unwichtig. Eine verantwortungsvolle Erzie­hung muß sich allerdings auch um Dinge wie eine altersgemäße Lektüre kümmern. Bettina Hürlimann bemerkt zu Recht, "[...] daß es so viele labile, psy­chisch belastete Kinder gibt [...]", ein Faktor, der nicht zu unterschätzen ist. Der Erzieher hat auch in diesem Bereich immer wieder die Frage nach der Belastbarkeit des einzelnen Kindes zu stellen.

Doch nicht nur die psychische Konstitution des Kindes ist ein Einflußfaktor, der sich auf den Entscheidungsprozeß auswirkt. Jeder Erwachsene, der auf diesem Gebiet tätig ist, sollte sich fragen, warum er gerade dieses eine Buch ausgewählt hat. Wäre man wirklich ehrlich, so müßte man zugeben, daß Erinnerungen an eigene Kinderbücher tatsäch­lich eine oft viel gewichtigere Rolle spielen als das Kind selbst, für das man verantwortlich ist:

"Wer heute noch ein Bilderbuch wie den ’Struwwelpeter’ kauft, tut dies, weil er ihn noch von seiner eigenen Kindheit her kennt und sich keine Gedanken über die inhaltlichen Aussagen und die möglichen Wirkungen auf Kinder macht.

Oder er vertritt heute noch eine Erzie­hungshaltung, die für die Bedürfnisse der Kinder kein Verständnis zeigt, sondern mit Strafe und Ge­walt die Anpassung an bestehende Werte und Ge­bote erzwingen will.

Wenn man sich aber zu einer zeitgemäßen Erziehungsform bekennt, muß man den ’Struwwelpeter’ ablehnen. Er kann heute nur mehr als historisches Kinderbuch gesehen werden, das zwar zu seiner Zeit engagiert geschrieben wurde, für uns jedoch nur mehr eine interessante Diskus­sionsgrundlage für Erziehungsfragen darstellen kann."

In der Realität wird wohl nicht jeder Erzie­her so gedankenlos handeln, doch ist die Tatsache nicht zu leugnen, daß Bücher einfach deshalb wei­tergegeben werden, weil die Erinnerung an die eigene Rezeption unbewußten Einfluß auf die Auswahl ausübt. Im Sinne des Kindes wäre es seitens der Erzieher angebracht, diese so oft und gern praktizierte Gedankenlosigkeit zu beenden.

o Bild I: Die Struwwel- Liese

Aktualität III: Kritische Betrachtung

So viele Argumente es für den "Struwwelpeter" gibt, so viele Argumente existie­ren gegen ihn. Jedes Jahrzehnt hat eine andere be­vorzugte Richtung, doch all diese Diskussionen tun dem Kauf des Buches, seiner Verwendung, keinen Abbruch. Es ist aus den Bücherschränken der Kinder nicht wegzudenken. Je heftiger es im einen Jahrzehnt angegriffen wird, um so heftiger wird es im nächsten verteidigt. Wie man es als Erzieher letztendlich damit halten soll, ist seit 150 (!) Jahren umstritten. Und während die Pädagogen noch streiten, hat sich das Buch einen Platz im Bewußt­sein der Leser erobert, der in etwa mit dem der Schriften von Marx, Freud und Nietzsche ver­gleichbar ist.

o Bild V: Lutsch Lilli

Der Erzieher ist hin- und hergerissen zwi­schen den Ansprüchen einer repressionsfreien Er­ziehung, die Hoffmanns Buch klarerweise ableh­nen muß, und, sofern er engagierter Leser ist, dem Bewußtsein, daß es sich beim "Struwwelpeter" um einen Klassiker der Kinderliteratur handelt. Hier einen Kompromiß zu finden, ist schwierig genug, und die Versuchung, nur einem der beiden Ansprü­che nachzugeben, ist groß. Karl Ernst Maier hat eine salomonische Lösung versucht. Sie könnte auch für diejenigen Eltern eine Hilfe darstellen, die Erzieher und Germanisten in Personalunion sind ( und daher recht gut wissen, daß jemand, der den "Struwwelpeter" nicht kennt, tatsächlich mit einer Art Bildungslücke aufwächst):

"In einer Pädagogik, die in der Synthese zwischen Freiheit und Führung, Eigen- und Fremdbestimmung, natürlicher Selbstregulierung und normativer Begrenzung, individueller Bedürf­nisbefriedigung und Kulturleistung ihre vorwie­gende Aufgabe sieht, kann der ’Struwwelpeter’ keine zentrale Position mehr einnehmen, aber doch eine spezifische Funktion in einer ausgewogenen Gesamterziehung erfüllen."

Zusammenfassung

Jean-Jacques Rousseaus "Emile" und Johann Baptist Strobls "Unglücksgeschichten" sind zwei Meilenssteine auf dem Weg der Entwicklung, die zu Heinrich Hoffmanns "Struwwelpeter" führen. Dieses Bilderbuch, das 1995 seinen 150 "Geburtstag" feiert, stellt gleichsam den Endpunkt jener pädagogischen Entwicklung dar, die in der Aufklärung begonnen hat. In dieser Zeit tritt erst­mals eine tiefgreifende Veränderung ein, das Kind wird nicht länger als kleiner Erwachsener gesehen, sondern erhält einen eigenen Status.

o Bild VI :Flecken-Anna

Bei näherer Betrachtung der Erziehungs­ziele, die im "Struwwelpeter" mittelbar dargestellt werden, hat sich der psychoanalytische Erklärungs­ansatz als sehr fruchtbar erwiesen. Damit soll keines­wegs gesagt sein, daß es keine anderen Inter­pretationsansätze, beispielsweise einen sozio­logi­schen, geben kann. Die Psychoanalyse als Inter­pre­tationsbasis hat allerdings eine gewisse Priorität, denn Freud selbst bezeichnet den "Struwwelpeter" als aufschlußreich für das Ver­ständnis der neuroti­schen Erkrankungsformen. Der "Struwwelpeter" ist aber auch für das Verständnis der Entwicklung der Psychoanalyse von Bedeutung, denn Hoffmann hat in seinem Bilderbuch sehr vieles von dem vorweg­genommen und bildlich dargestellt, was Freud in seinen Werken beschreibt.

Nach annähernd 150 Jahren erfreut sich dieses Bilderbuch ungebrochener Popularität, die sich nur teilweise mit der Bequemlichkeit der Er­zieher und Eltern in bezug auf die Auswahl erklä­ren läßt. Trotz der nicht mehr zeitgemäßen päd­agogischen Grundsätze übt das Buch nach wie vor eine Faszination auf Kinder aus, die beweist, daß Hoffmann ein tiefes Verständnis für die kindliche Perspektive, für die kindliche Weltsicht hatte. Dem Erzieher bleibt die schwierige Aufgabe, dem "Struwwelpeter" den Platz in der Erziehungsarbeit zuzuweisen, der ihm gebührt.

Ausblick

Als ich mich vor rund einem Jahr mit der Idee einer Ausstellung zum 150-Jahr-Jubiläum des "Struwwelpeter" auseinandersetzte, überlegte ich natürlich auch, wen ich um Beteiligung ansprechen sollte. Baden als Schulstadt bietet eine große Aus­wahl an pädagogischen Einrichtungen, und so lud ich neben der Pädagogischen Akademie des Bundes auch das Bundesinstitut für Sozial­päd­agogik zur Mitarbeit ein. Beide sagten zu und die Ergebnisse waren erfreulich. Auf höchst unter­schiedliche und kritische Art setzten sich ange­hende Erzieher und Lehrer mit dem Thema "Struwwelpeter" auseinander. Mit großem Einsatz wurden Plakate entworfen, Spielsachen hergestellt, Objekte gebaut, sogar komponiert wurde eigens für dieses Jubiläum. Die große Medienresonanz bewies ein weiteres Mal die Faszination, die von dieser Figur - auch nach 150 Jahren - ausgeht. Natürlich hat sich der Stellenwert dieses Bilderbuches im Lauf der Jahrzehnte seines Bestehens geändert. Deshalb mein freimütiges Bekenntnis: Ich bin für den "Struwwelpeter", unbedingt! Aber nicht nur, weil es eines der Bücher ist, das ich aus der eigenen Kindheit noch lebhaft in Erinnerung habe, sondern weil die einzelnen Geschichten eine Fülle von An­regungen geben, mit Kindern über verschiedene Dinge zu sprechen. Schon deshalb darf es seinen Platz im Bücherregal beanspruchen neben zahlrei­chen anderen Büchern, die ebenso einen Vermittler brauchen, d. h. gemeinsam gelesen werden wollen und sollen.


 

Literaturverzeichnis

Zusätzlich zu nachstehend angeführter Literatur wurden für die Gestaltung des Katalogs die in der Ausstellung gezeigten Bücher verwendet, die auch als Bildquellen dienten.

Verwendete und weiterführende Literatur

Baumgärtner, Alfred Clemens: Aspekte der gemalten Welt; Weinheim 1968

Doderer, Klaus (Hg.): Klassische Kinder- und Jugendbücher; Weinheim 2. Aufl. 1970

Doderer, Klaus (Hg.): Lexikon der Kinder und Jugendliteratur, Bd 1; Weinheim 1974

Flitner, Andreas: Konrad sprach die Frau Mama; München 1985

Grieser, Dietmar: Die kleinen Helden; München 1987

Hoede, Roland / Bauer, Thomas: Heinrich Hoffmann; ein Leben zwischen Witz und Wahn. Frankfurt/M. 1994

Hoffmann, Heinrich: Gesammelte Gedichte, Zeich­nungen und Karikaturen; von den Urenkeln Hoffmanns - Else Hessenberg, Kurt Hessenberg und Mathilde Jung - autorisierte Ausgabe nach Originalvorlagen aus dem Nachlaß von Heinrich Hoffmann. Frankfurt/M. 1. Aufl. 1987.

Hoffmann, Heinrich: Humoristische Studien und Satiren; von den Urenkeln Hoffmanns - Else Hessenberg, Kurt Hessenberg und Mathilde Jung - autorisierte Ausgabe nach Originalvorlagen aus dem Nachlaß von Heinrich Hoffmann. Frankfurt/M. 1. Aufl. 1986.

Hoffmann, Heinrich: Lebenserinnerungen; von den Urenkeln Hoffmanns - Else Hessenberg, Kurt Hessenberg und Mathilde Jung - autorisierter Neudruck, ergänzt und überarbeitet nach dem Originalmanuskript von Heinrich Hoffmann und der Erstausgabe von 1926. Frankfurt/M. 1. Aufl. 1985.

Hoffmann, Heinrich: Schriften zur Psychiatrie; von den Urenkeln Hoffmanns - Else Hessenberg, Kurt Hessen­berg und Mathilde Jung - autorisierte Ausgabe nach Originalvorlagen aus dem Nachlaß von Heinrich Hoffmann. Frankfurt/M. 1. Aufl. 1990.

Hunscha, Christa: Struwwelpeter und Krümelmonster; Frankfurt/M. 1974

Könneker, Marie-Luise: Dr. Heinrich Hoffmanns Struwwelpeter; Stuttgart 1. Aufl. 1977

Krüss, James: Naivität und Kunstverstand., Weinheim 2. Aufl. 1992

Meyers Konversation-Lexikon, Leipzig und Wien, 5. gänzlich neu­bearb. Aufl. 1896.

Robinson und Struwwelpeter. Bücher für Kinder aus fünf Jahrhunderten; Ausstellungskatalog; Berlin 1992

Struwwelpeter trifft Max und Moritz, Frankfurt/M. 1990.

Struwwelpeter trifft Pinocchio, Frankfurt/M. 1987.

Von Peter Struwwel bis Kriegsstruwwelpeter, Frankfurt/M. 1985.

 


 

Verzeichnis der Leihgeber

Für die Überlassung von Leihgaben danke ich folgenden Personen:

Böhme Hasso

Schweiz

Der Rollerpeter

Gunz Gertrude

Österreich

Foto von Fritz und Kitty Netolitzky

Mag Herlitschka Helmut

Österreich

Der Struwwelpeter

Hlawacek Maria

Österreich

Der Struwwelpeter

Univ. Lektor Dr Seibert Ernst

Österreich

Der Struwwelpeter Inselverlag 1933

Thiel-Schoonebeek Joke

Niederlande

Piet de Smeerpoets

Dr. Vogelmann Karin

Schweiz

Der Struwwelpeter und sein Vater

Der Struwwelpeter. Pixibuch Nr. 77

Weyrich Alicia

Österreich

Die Geschichten vom wilden Jäger und vom Suppen-Kaspar

Dr Weyrich. Isabel

Österreich

Der Struwwelpeter

Schüler des Bundesinstituts für Sozial­pädagogik

Österreich

Holzpuzzles, Marionetten und Puppen

Schüler der Übungshauptschule Baden

Österreich

Wandbehang

Studierende der Pädagogischen Aka­demie in Baden

Österreich

Plakatentwürfe


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